Textfeld: Jugoslawien

In Jugoslawien begann der Leidensweg der Deutschen im November 1944 mit der Machtübernahme der Partisanen. Die Deutschen wurden in Arbeitslager gebracht, die noch bis 1954 bestanden. Viele starben an den dort herrschenden unmenschlichen Bedingungen	 durch Einzelmorde, Vergewaltigungen, Folter, Verweigerung medizinischer Versorgung und MassenLiquidierungen. Rund 30.000 JugoslawienDeutsche wurden nach Rußland deportiert, von denen viele nicht zurückkehrten, und jene, die heimkehren konnten, hatten schwere gesundheitliche Schäden davon getragen. Insgesamt gab es in Jugoslawien 1.562 Lager und Gefängnisse für Deutsche und deutsche Kriegsgefangene, in denen rund 67.000 Menschen starben.
	
Im Mai 1945 waren praktisch alle damals noch lebenden JugoslawienDeutsche in Lagern interniert, wo sie Zwangsarbeit verrichten mußten. Man unterschied offiziell dreierlei Lager: Zentralarbeitslager, Ortslager und Konzentrationslager für Arbeitsunfähige.  Die letzteren	wurden inoffiziell auch Endlager oder Ver-nichtungslager genannt. Allein im größten Lager dieser Art, Rudolfsgnad, sind nach den geretteten Aufzeichnungen eines Lazarettarztes von 33.000 Insassen 9.503	
umgekommen, darunter 491 Kinder unter 14 Jahren.
	
Pater Wendelin Gruber, der 1946 einige Zeit im Todeslager Gakowa verbracht hatte, berichtete von Kindern, deren Mütter verschleppt worden waren und die in "Kinderheimen“ auf größeren Bauernhöfen untergebracht waren. Sie waren nur mehr Haut und Knochen, schrieen erbärmlich vor Hunger und Krankheit und lagen zerlumpt auf Stroh:
	
	"Eine Frau, die den Dienst als Kinderpflegerin übernommen hat,		führt mich bis ins hinterste Zimmer. Vorsichtig zieht sie die Decke von dem Kinderhaufen. Was habe ich da zu sehen bekommen?! 
‚Leben sie noch?’, frage ich erschüttert. Ich beuge mich zu ihnen nieder.	 Fast nackt liegen die Kleinen da in einer Reihe auf Fetzen, nur Haut und Knochen an ihnen. Mit aufgerissenem Mund schnappen sie nur noch nach Luft, dem letzten, was ihnen die Welt noch bieten kann.
‚Diese haben wir ausgesondert, da sie keine Nahrung mehr aufnehmen und die ersten Todeskandidaten sein werden', war die Antwort." 
(„Kinderschicksale in Jugoslawien“, in Wir selbst, Zeitschrift für nationale Identität, Nr. 1-2/1999, S. 53)

	Zu welchen Exzessen von Grausamkeit es kommen konnte, sollen drei Beispiele  von vielen, sehr vielen  belegen:

	In der Großgemeinde Ruma begann im Herbst 1944 die Jagd auf die 
 Volksdeutschen, die aus verschiedenen Orten zusammengetrieben wurden und sich in einem großen Saal dicht nebeneinander auf den Boden legen mußten. Dann tanzten Partisanen unter Musikbegleitung eines Akkordeonspielers auf ihnen herum und erstachen sie nacheinander, und das geschah in drei aufeinanderfolgenden Nächten. Anderenorts erhängten sich viele Deutsche nach Vergewaltigungen, und in
Transporten wurden Frauen und Männer auf einen Platz geschafft, auf dem sie sich vor einer Grube ausziehen mußten, um dann mit Maschinengewehren erschossen zu werden unter dem Gelächter serbischer Zuschauer.

Noch schlimmer ging es im Lager "Milchhalle" am 7. Oktober 1944 im Städtchen GroßKinkinda zu:

	"Auch hier, wie bei vielen Vernichtungslagern, ist der Lagerkommandant bekannt. Er hieß Dugan Opaci. Die Inhaftierten wurden tagelang sadistischen Folterungen unterworfen, zu Tode gequält oder erschossen. Dem erschütternden Bericht von zwei Frauen zufolge  eine davon Ordensschwester, die ebenfalls als Inhaftierte vom Erdgeschoß der Milchhalle aus mit lähmendem Entsetzen die Folterungen sehen konnte  mußten sich die Männer nackt ausziehen und hinlegen. Die Hände wurden ihnen auf den Rücken gebunden. Zunächst wurden sie mit Ochsenstriemen geprügelt. Dann schnitt man ihnen bei lebendigem Leib Streifen von Fleisch aus dem Rücken. Anderen wurden die Nasen, Zungen, Ohren oder Geschlechtsteile abgeschnitten oder die Augen ausgestochen. Die Gefangenen schrieen und wan-
	den sich in Krämpfen. Dies dauerte etwa eine Stunde. Dann wurde das Schreien leiser, bis es zuletzt ganz verstummte.“ 
(Rudolf Cernin,   Das Ende des Tabus, Aufbruch in der Zeitgeschichte, Graz 1998, S. 244)

	Fast unglaublich auch die Vorfälle im KubinLager "Seifenfabrik“ am 18. Oktober 1945:

	"Gruppen von bis zu vierzig Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, wurden mit Teer beschmiert, hierauf zu einem Knäuel gefesselt und angezündet. Auch brachte man gefesselte und in Teer getauchte Deutsche auf Kähne, zündete sie an und ließ sie als lebende Fackeln die Donau abwärts treiben."
(Ebd., S. 245)

Der Text ist mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen aus:

























	Gottfried Dyrssen, Keine Träne wert? Deutschlands Umgang mit seiner Kriegsgeneration, 	Graz, 2002, S. 116f.


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